Bernhausen 10./11.06.2017: Das traditionelle Junioren-Zehnkampfmeeting in Bernhausen war in diesem Jahr vom DLV für die Mehrkämpfer als Qualifikationswettkampf zu den 3 internationalen Meisterschaften im Jugend- und Juniorenbereich angesetzt worden. Damit war dies eine „Pflichtveranstaltung" für Dennis Hutterer, Jg. 1996 (mittlerer Juniorenjahrgang und nach seinen Ergebnissen in 2016 B-Kader-Athlet im DLV- BL: 7.513 Punkte), wollte er sich doch für die U23-Europameisterschaften der Junioren (U23 EM) Mitte Juli in Bydgoszcz (Polen) qualifizieren. Mindestens 7.600 Punkte waren gefordert – auf seine Punktzahl aus 2016 musste somit aufgesattelt werden. Zudem traten aber auch 4 starke Konkurrenten, die teilweise schon Punktzahlen jenseits von 7.700 Punkten in 2017 vorgelegt hatten, mit dem selben Ziel an.
Gute Ergebnisse von Dennis in Einzeldisziplinen im Vorfeld – z. B. 2.06 m im Hochsprung, 7,01 m im Weitsprung, 14,58 mit der Kugel – und Selbstvertrauen gaben ihm Rückenwind. Gut präparierte Wettkampfstätten und ideales Zehnkampfwetter trugen dazu bei, die Lust und die Erwartungen auf den Start noch zu steigern; übrigens mit der Startnummer 13, mit der Dennis schon einmal bei einer Meisterschaft den 2. Platz geschafft hat, wie die Mama mit dem Smartphone dokumentieren konnte.
Tag 1:
100 m: Bei 0,8 m/sec Rückenwind förmlich ein Paukenschlag: 10,89 sec – Bestleistung und nur 2 der nationalen Konkurrenten schneller.
Weitsprung: Mit 6,97 m bleibt Dennis nur 4 cm unter seiner Bestleistung – die Zufriedenheit über das Ergebnis ist angesichts des Umstandes, dass bei diesem Sprung mehr als 40 cm „verschenkt" worden waren, mit etwas Wehmut gepaart.
Kugelstoß: Beim Einstoßen zeigt sich, dass die Umstellung von der Drehstoßtechnik auf die klassische immer besser funktioniert. Dennis trifft die Kugel bei einem Probestoß so gut, dass der Trainer versucht ist, spontan zu rufen: „Messen und eintragen!". Der Einschlag ist nach Abschluss des Wettbewerbs noch immer deutlich zu sehen und weit hinter allen erzielten Wettkampfweiten. Sei´s drum: Mit gemessenen 14.68 m steigert Dennis seine Bestleistung immerhin um 10 cm.
Hochsprung: Das gewohnte Gefühl für den Vertikalsprung will sich nicht so recht einstellen. Dennis bleibt bei 1,99 m hängen. Nur Marvin Bollinger springt mit 2,05 m höher und holt 55 Punkte mehr.
400 m: Mit einem soliden Lauf steigert sich Dennis auf 50,74 sec.
Zwischenergebnis nach dem ersten Tag: 4037 Punkte für Dennis - erstmals über 4000. Dies ist Platz 3 in der nationalen Konkurrenz um die Nominierung für die U23 EM. Vor Dennis: Manuel Eitel mit 4138, Torben Blech 4093. Mit 4019 ist Marvin Bollinger Dennis knapp auf den Fersen. Tim Nowack ist mit 3979 etwas abgeschlagen. Der nächste Tag verspricht spannend zu werden.
Tag 2:
110 Hürden: Technisch gute, flüssige Läufe beim Einlaufen. Im Rennen bleibt Dennis nach gutem Start mit dem Nachziehbein an der zweiten Hürde hängen, kann den Anschluss aber halten und sich gar auf neue offizielle Bestzeit von 15,08 sec bei leichtem Gegenwind (-0,9) steigern.
Nach den Hürden ist das Feld noch mehr zusammengerückt: Blech 4955; Eitel 4952; Hutterer 4877; Bollinger 4873; Nowack 4832.
Diskus: Mit 48,13 m nimmt Dennis den Mitkonkurrenten mehr als 6 m ab. Bei einer Bestleistung von 50,58 m und einem perfekten Versuch beim Einwerfen hält sich die spontane Zufriedenheit aber wieder in Grenzen. Die Gewissheit, dass hier deutlich mehr drin ist, macht aber schon Lust auf die nächsten Wettkämpfe.
Nun sind die Karten neu gemischt: Hutterer 5712, Eitel 5663, Blech 5652, Bollinger 5563; Nowack 5479.
Stabhoch: Nach gutem Einstieg bleibt Dennis doch schon bei 4,40 m „hängen". Alle Konkurrenten legen dagegen mindestens noch 20 cm drauf. Nach Steigerung auf hervorragende 5,20 m liegt nun Torben Blech mit 6624 Punkten deutlich an der Spitze. Alle anderen rücken zusammen: Eitel 6453; Hutterer 6443; Bollinger 6412; Nowack 6298.
Speer: 53,09 m bedeuten für Dennis neue Bestleistung genau zum rechten Zeitpunkt, da Eitel und Bollinger ebenfalls um die 53 m schaffen. Nowack schließt mit 61,19 m auf.
Blech setzt sich mit 58,18 m weiter ab und liegt nun mit 7334 Punkten deutlich an der Spitze. Alle anderen innerhalb von 50 Punkten: Eitel 7098; Hutterer 7077; Nowack 7054; Bollinger 7040.
Da 3 Plätze für die U23 EM zur Verfügung stehen, heißt es nun für den abschließenden Lauf über die 1500 m: 2 aus 4! Kann Dennis Platz 3 behaupten? Seine beste Zeit bisher 4:53; Nowack ist schon 4:28 gelaufen. Eitel ist nach leichter Zerrung gehandicapt. Was kann Marvin Bollinger?
1500 m: Mit der klaren Devise „Den Anderen tun nach der ersten Runde auch die Beine weh - mitgehen, dran bleiben" geht Dennis auf die Strecke. Er findet zunehmend in einen stabilen ökonomischen Lauf und mischt fleißig mit. Nowack kann sich dann doch etwas absetzen – im Ziel liegt er schließlich 6.5 sec. vorn. Marvin Bollinger spürt bis in das Ziel den Atem von Dennis in seinem Nacken und rettet lediglich 0,5 sec Vorsprung ins Ziel. Dennis schafft für ihn kaum glaubliche 4:38,15 min – Steigerung um 15 Sekunden!
Damit kommt Dennis auf 7.769 Punkte und sichert sich Platz 3 hinter Torben Blech mit 7872 und Tim Nowack mit 7781 Punkten. Marvin Bollinger hat mit 7735 (!) Punkten denkbar knapp das Nachsehen.
Spannender konnte der Krimi nicht sein! Hier die Darsteller:
Die in den Disziplinen deutlich gezeigten Reserven lassen für den Zehnkampf bei der EM hoffen.
Im Wettkampf der U 18, bei dem es um die Qualifikation zu den diesjährigen Weltmeisterschaften Mitte Juli in Nairobi ging, startete Felix Bornhofen gleichfalls mit zwei Bestleistungen: 11,20 sec. über die 100 Meter und 6,87 m im Weitsprung brachten ihm nach beiden Disziplinen nicht nur Rang eins in der Zwischenwertung ein, sondern bedeuten darüber hinaus auch erfüllte Qualifikationsleistungen für die Deutschen Jugendmeisterschaften, die Anfang August in Ulm ausgetragen werden. Auch Felix Treichel läuft mit 11,92 sec. eine für ihn ordentliche Zeit. Im Kugelstoßen liegt FB mit 12,90 einen guten Meter hinter seiner PB (13,96 m), findet auch im anschließenden Hochsprung nicht das gewohnte Sprunggefühl und bleibt mit 1,81 m deutlich hinter seinen Erwartungen zurück. Der 400 m-Lauf geht mit 52,61 sec. nach einem langen heißen Tag in Ordnung, sodass Tag eins unter dem Strich als erfolgreich abgehakt werden kann.
Tag zwei: Manchmal bliebe man besser im Bett, aber das weiß man leider nicht im Voraus... Felix Bornhofen kommt bei den Hürden hervorragend aus den Blöcken, läuft aber zu dicht an die erste Hürde ran, bleibt mit dem Knie und Nachziehbein hängen und rumpelt sich dergestalt durch den Lauf, dass Trainer Stephen sich nur noch darüber wundern kann, dass er nicht komplett stürzt. 15,56 sec. (PB 14,90s) können in diesem Falle zwar als artistische Leistung gelten, sind aber dennoch ein herber Dämpfer. Und um das „Glück" gleich noch perfekt zu machen, donnert Clubkamerad Felix Treichel voll in die vierte Hürde hinein, stürzt und räumt die daneben stehende Hürde auch noch gleich mit ab – Disqualifikation, autsch...
Vereint mit blutigen Knien und Frust im Bauch treten die Felixe zum Diskuswurf an: 37,75 m für FB – hier wieder im Soll, aber nur 33,48 m bei FT - der sich später immerhin noch über eine persönliche Bestweite im Speerwurf freuen kann (41,79 m nach 3,30 im Stabhochsprung).
Beim Einspringen zum Stabhochsprung dann die Erinnerung, dass diese Disziplin gefährlich ist: Felix Bornhofen sticht über dem Kasten in die Matte ein und wird von seinem Stab, schon quer in der Luft liegend, wieder in die Richtung befördert, aus der er gekommen ist. Zum Glück hält er solange fest wie er kann und vermindert so den heftigen Aufprall auf den Rücken und den Kopf. Die herbeigeeilten Sanitäter stellen nach zwei, drei Schreckminuten zum Glück fest, dass Felix nichts Ernsthaftes passiert ist, wenn man denn die Gesamtkörperprellungen und Abschürfungen unter diesen Vorzeichen als hinnehmbar bezeichnen möchte. Trainer Stephen atmet hörbar erleichtert aus und ist froh, dass er es nur mit einem „verzogenen" und keinem krankenhausreifen „Bengel" zu tun hat, aber an eine Wiederaufnahme des Wettkampfs ist leider nicht zu denken. Ende der Hoffnungen auf einen vorderen Rang im Gesamtfeld – Leistungssport macht nicht immer nur Spaß.
Wenigstens dürfen sich die beiden jungen ASCler gemeinsam über Dennis' Glanzvorstellung freuen, die ihnen zudem vor Augen führt, dass kein Weg in die Leistungsspitze schnurgerade und ohne Rückschläge verläuft, denn auch Dennis hatte in den letzten Jahren diverse zu verkraften.
Nun: Nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf – die Form stimmt prinzipiell, die Hessischen und Deutschen Meisterschaften können kommen.