- asc-Läuferinnen dominieren das Heimspiel im Herrngarten
- Simone Raatz gewinnt zum zweiten Mal beim Maiglöckchenlauf
- Emma Waßmer wird Zweite vor Claire Otte
- Elfjährige Tessa läuft mit 22:56 Minuten auf Rang neun
- Jule Muth ist die Schnellste im Pusteblumenlauf
- Familien- und Teamwertungen hoch im Kurs
Beim Darmstädter Frauenlauf ist einiges anders als mann/frau es gewohnt sind bei Lauf-Veranstaltungen. Es dürfte kaum eine Veranstaltung geben, bei der der Wettbewerb im eigentlichen Sinne eher nebensächlich ist. Das Miteinanderlaufen steht im Vordergrund, fesselnde Spurts sind eher die Seltenheit, die Freude über das gemeinsame Tun und Erreichte steht eindeutig im Vordergrund. Deshalb dominieren auch die strahlenden Gesichter im Ziel. Klar, dass es für die beiden Wertungsläufe eine Siegerehrung gibt, die schnuckeligen Pokale gibt es allerdings für die „Familienwertungen", bei der es je nach gelaufener Zeit von Mutter und Tochter (ausnahmsweise sind hier auch Jungs zugelassen) eine Wertung in einer der fünf möglichen Kombinationen gibt. Die Läufe haben in Anlehnung an die Botanik im Monat Mai im großherzoglichen Garten Bezeichnungen wie Maiglöckchenlauf, Fliederlauf oder für die Kinder und Jugendlichen Pusteblumenlauf.
Inmitten der Frauenpower auf dem Laufsteg in der „grünen Lunge" Darmstadts bleibt den Männern die organisatorische Kleinarbeit und die Zuschauerrolle. Organisator Wilfried Raatz lässt dabei „seine" Frauen gewähren, die die Startnummernausgabe, die T-Shirtausgabe und die Vespertheke unter sich haben, selbst für die Einweisung in den Zielkanal ist frau zuständig. Auf dem Führrad radelte mit Nina Howorka die EM-Masterszweite voraus, während Alexandra Rechel sich im Ziel um die Medaillen- und Blumenübergabe kümmerte. Der asc als Veranstalter, die Eventagentur wus-media UG und das zwölfköpfige OK-Team haben mit viel Routine alles im Griff, bei einer Beteiligung knapp unter zweihundert ist dies freilich auch einem Freitagabend ohne zu große Anlaufzeit gut händelbar. „Es ist schon eine sehr spezielle Veranstaltung, die natürlich noch einige Teilnehmerinnen mehr verkraften könnte", so Wilfried Raatz, der zusammen mit der Darmstädter Laufikone Charlotte Teske einst den Frauenlauf im Herrngarten ins Leben gerufen hatte. „Wir verzichten bewusst auf Klamauk und Getöse, der Rahmen hat sich über die Jahre bestens bewährt. Das sieht man alleine schon an den vielen Veranstaltungs-T-Shirts, die auf eine große Treue zu dieser Art von Veranstaltung hinweisen!" In der Tat, T-Shirts früherer Jahre sind inmitten der Frauschaft auf der Strecke zu sehen, natürlich im Verbund mit der aktuellen Kollektion, diesmal in weiss, magenta und türkis.
So sind Kirstin und Hannah seit 1999 mit großer Begeisterung dabei und joggen ihre Runden beim Fiederlauf und verzichten gerne auf die Wertung in ihrer jeweiligen Altersklasse, obgleich sie mit 21 Minuten für die 4 km durchaus auch im Lauf der ambitionierten Läuferinnen ihre Chance hätten. Andere wie die mit 79 Jahre älteste Starterin Rosemarie Rock läuft dagegen am Ende des Maiglöckchenlaufes und finisht nach 36 Minuten für die um einen Kilometer längere Distanz. Auch wenn es zunächst über die finalen Resultate der 5 km-Strecke etwas Verwirrungen über „zu schnelle Endzeiten" gab, für die Siegerehrungen hatte dies freilich keinen Einfluss und kurze Zeit später hatte der Event-PC auch bereits die korrekten Einlaufzeiten ausgespuckt. Die Ehrungen für die Tagesschnellsten und Altersklassensiegerinnen wurden direkt nach Beendigung der Läufe auf dem weitläufigen Karolinenplatz zwischen Staatsarchiv und Landesmuseum in lockerer Atmosphäre durchgeführt.
Für alle Schüler und Jugendlichen gab es erstmals eigens gravierte Medaillen anstelle der bislang im Anschluss an die Läufe durchgeführten Siegerehrungen für jeden Jahrgang, lediglich die Top 3 mit der 13jährigen Jule (5:20,0), der 10jährigen Sarah (5:20,6) und der 12jährigen Emily (5:27,0) erhielten noch Sonderpreise. Inmitten der Girlspower platzierte sich mit dem 13jährigen Maxim der schnellste Junge.
Richtig flott ging es auch beim Maiglöckchenlauf zur Sache. Dabei nutzten die Läuferinnen des asc die Gunst der Stunde zur Eigenwerbung. Allen voran Simone Raatz, der die Strapazen des am Sonntag in Heilbronn gewonnen Trollinger Marathons kaum anzumerken waren. Mit 18:21 lief sie nach 2016 zum zweiten Mal als Tagesschnellste ins Ziel im Herrngarten. Mit Emma Waßmer (19:07) und der U20-Läuferin Claire Otte (19:40) folgten ihre Teamkolleginnen mit kurzem Abstand. Die stärkste Altersklasse war bei diesem Lauf die W40, denn hinter Simone folgten auf den Rängen vier und fünf mit Marina Lefort (21:12) und Tanja Zehnder (21:22) schon die nächsten Mastersfrauen. Stefanie Hock rundete als Sechste und Erste der W55 in 21:30 den starken Auftritt der asc-Läuferinnen ab. Als Achte „rettete" sich im Generationenduell das OK-Mitglied Christiane Brand (22:39/ W50) gerade noch vor der anstürmenden elfjährigen Tessa Sofie Böttcher (22:56), die auf der für ihren Jahrgang kürzlich zugelassenen Laufstrecke eine beachtliche Endzeit erreichte. Einträchtig nebeneinander liefen Hannah und Peggy auf den Plätzen 16 und 17 ins Ziel und schafften mit zweimal 23:47 den Sieg in der Familienwertung von Mutter und Tochter im Maiglöckchenlauf.
Nicht länger als eineinhalb Stunden war der seit 1811 für das Publikum zugängliche großherzogliche Park durch Läuferinnen und Walkerinnen belegt, zuvor und natürlich auch unmittelbar danach gehörte das weitläufige Gelände wieder ohne Einschränkungen den auf der Wiese lagernden Familien und Gruppen mit oder ohne Grill sowie den vielen Radfahrern, die den Park als Passage von der Innenstadt zum attraktiven Wohngebiet Martinsviertel nutzen. Auf dem Karolinenplatz ging die kompakt durchgeführte Siegerehrung im Minutentakt über die Runden – und bereits um 21.30 Uhr erinnerte nichts mehr an das sportive Treiben beim Frauenlauf, der bereits im dritten Jahr vom traditionellen Muttertag auf den vorgelagerten Freitag gerückt war.