Christina Kiffe bei den Frauen und Hendrik Nungeß bei den Männern Vizemeister!
Die Eingliederung der Schülerklassen bei den diesjährigen Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften streckte die üblicherweise auf zwei Tage angesetzten Wettkämpfe nunmehr auf drei. Doch bei angenehmem Mehrkampfwetter, gut vorbereiteten Wettkampfstätten, bestens aufgelegten Kampfrichtern und Helfern sowie einer recht reibungslosen Organisation dieser Großveranstaltung, bei der lediglich der Ergebnisdienst aufgrund schlechter Internetverbindungen in Wesel moniert wurde, ließ es sich prima aushalten.
Einziger Wermutstropfen des späten, vielleicht auch allzu späten Termins der Meisterschaften in der Saisonplanung: Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern fehlte nach einer langen Wettkampfsaison mit vielen internationalen Höhepunkten die Deutsche Spitze. Diese Einschränkung soll nicht die zum Teil sehr guten Leistungen der nachrückenden „zweiten" Reihe schmälern, macht aber deutlich, dass es vielleicht angebracht wäre, die Meisterschaften in einen Qualifikationswettkampf vor den Saisonhöhepunkten zu integrieren – Bernhausen oder Ratingen etwa. Dann würden sich relativierende Bemerkungen erübrigen, alle (Gesunden) wären am Start, Zuschauer und Wettkämpfer wären im Bilde über den aktuellen Leistungsstand... – nun: die Hoffnung stirbt zuletzt.
Im Wettbewerb der Frauen zeigte sich Christina Kiffe nach ihrer schier endlosen Verletzungs-Odyssee der letzten Jahre weiterhin auf Aufwärts-Kurs. Verletzungsbedingt konnte sie erst spät in der Saison mit dem Schnelligkeitstraining einsteigen und musste sogar das Sprungbein im Hochsprung wechseln, um das im Vorjahr operierte Schienbein zu schonen – kein Wunder, dass hier noch das eine oder andere Zehntel bzw. diverse Zentimeter zu ihren Bestleistungen fehlen. Umso erfreulicher, dass sie in dieser Saison bereits zum dritten Mal einen Siebenkampf mit stabilem Ergebnis beenden konnte. Der Lohn der Mühen: Die Deutsche Vizemeisterschaft mit 5574 Pkt. – wiederum mit einem außergewöhnlichen Speerwurfergebnis von 50,95 Metern!
Mannschaftskollegin Fiona Neff (U23) musste den Wettkampf verletzungsbedingt leider ebenso abbrechen wie Katharina Krichbaum (W15), die aber mit 11,04 Metern im Kugelstoßen dennoch eine persönliche Bestleistung zu verzeichnen hatte.
asc-Mitglied Hendrik Nungeß (TV 1861 Neu-Isenburg), der in Darmstadt studiert und trainiert, tat es Christina gleich (ebenfalls nach längerer, verletzungsbedingter Auszeit), nachdem ihm Trainer Stephen Wirth die Saison über mit sanftem aber stetigem Nachdruck seine alten Jugendliebe, den Zehnkampf, wieder nahegebracht hatte. In einem sehr ausgewogenen Wettkampf mit international konkurrenzfähigen Wurfleistungen (Kugel: 14,55m; Diskus: 47,76m; Speer: 68,48m) vermochte er an frühere Mehrkampfergebnisse anzuknüpfen und überraschte sich und seine Zehnkampfkollegen schließlich mit 7030 Punkten und Platz 2 der Männerwertung!
Da mochte Sven Dunkel in seinem ersten U23-Jahr auch nicht zurückstehen und kämpfte sich in einem ebenso beherzten wie stetigen Wettkampf Platz für Platz nach vorn, sodass er am Ende mit 6740 Punkten Vierter wurde. Doch bei einer Verbesserung der persönlichen Bestleistung um fast 250 Punkte war dies ein Grund zur Freude. Stark seine Steigerung im 1500m-Lauf, den er im Alleingang in 4:27,38 Min. als deutlich Schnellster seiner Klasse absolvierte und der ihm eine Verbesserung von Rang sechs auf Platz vier einbrachte; gut auch seine 400m-Zeit von 51,45 Sekunden. Nettes Detail am Rande: Mit dieser Punktzahl hat Sven in der „Heimwertung" seinen Vater Bernhard Hauck um mehr als 100 Zähler überboten, der in den Achtziger Jahren zusammen mit Gerold Hiemenz und Svens Trainer Stephen Wirth den (inzwischen verblichenen) Hessischen Mannschaftsrekord im Zehnkampf aufgestellt hatte, den mittlerweile drei ehemalige Athleten des LAV Wiesbaden halten, die gleichfalls von Wirth trainiert wurden – die Zehnkampfwelt ist klein!
Für Daniel Herisch (U23) hingegen wollte der Wettkampf trotz eines guten Einstiegs in den ersten Tag (11,35 s) einfach nicht rund laufen, sodass er mit 5943 Punkten in seinem erst zweiten Zehnkampf überhaupt rund 300 Punkte hinter seinem Ergebnis der Hessischen Mehrkampfmeisterschaften in Darmstadt zurückblieb. Dennoch blitzten seine Möglichkeiten in vielen Disziplinen auf, sodass deutlich höhere Punktzahlen lediglich vertagt sind.
U20-Mehrkämpfer Felix Bornhofen war leider nicht richtig fit und gesund, sondern arbeitete sich mit Magenproblemen und Übelkeit durch beide Tage. Erstaunlich, dass er mit 6464 Punkten dennoch nur rund 50 Zähler auf seine Bestleistung einbüßte und im Stabhochsprung (4,20 m) sowie im Diskuswurf (36,76 m) sogar noch persönliche Bestmarken aufstellen konnte. Lohn der Quälerei: der achte Platz und die Teilnahme an der Siegerehrung! Da Felix aber noch dem jüngeren Jahrgang der U20 angehört, kann er schon im nächsten Jahr zeigen, dass deutlich mehr in ihm steckt.